Bildperformanzen
Workshop II des DFG-Forschungsprojekts ›Visuelle Bildung‹
Warburg-Haus Hamburg vom 20.-22.April 2023
Warburg-Haus
Heilwigstr. 116
20249 Hamburg
Mit Bildperformanzen haben wir es immer dann zu tun, wenn wir Bilder nicht als festgestellte, sondern als dynamische Erscheinungen auffassen, die erst im Prozess des Betrachtens entstehen. Sie werden von uns aktualisiert, um wieder zu verblassen und sich zu verschieben. Bildliche Performanzen sind gebunden an unsere sinnliche wie affektive Verstrickung. Sie sind untrennbar mit Techniken des Sehens und einer Bildwirkung auf uns verwoben, die unser Mitwirken in einem Bild- und Blickgeschehen immer neu herausfordern.
Aus dieser theoretischen Einstellung heraus, lässt sich die Begegnung zwischen Bild und Publikum als temporäres Wechselspiel beschreiben, in der Bildlichkeit mit der leiblichen Affizierung der Betrachter*innen sowie der besonderen raum-zeitlichen Situation in Beziehung tritt. Die jeweiligen Bezugnahmen auf Bilder, die im Unbewussten einsetzen und unsere Aufmerksamkeit formieren, lassen sich als Weisen der Responsivität beschreiben. Ihr Spektrum reicht von Wunschbildungen in Träumen (Freud), über Momente der Widerfahrnis (vgl. Waldenfels) und Ansteckung (vgl. Busch) bis hin zur Übertragung (vgl. Pazzini). Was die Modi der Responsivität verbindet, ist das Potenzial, dass sie eine Bildarbeit als Subjektivierung in Gang setzen können, die uns etwas neu und anders sehen lassen. Was sie voneinander unterscheidet, sind spezifische Weisen ihrer dynamischen Kopplung (von der Lockerung zur Fixierung) und den Weisen ihrer Verschiebung von Bild- und Subjektgrenzen.
Aber wann und wie werden bildbasierte Blickperformanzen konstitutiv für Bilderfahrungen? Wie lassen sich bildliche Performanzen an spezifischen Arbeiten genauer darstellen, beschreiben und reflektieren? Welche leiblichen und affektiven Dynamiken lösen sie aus? Wie lässt sich das Spiel zwischen Nähe und Distanz, zwischen imaginärer Berührung und einer Beweglichkeit im Prozess des Sehens ausloten? Welche Rolle spielen dabei die Materialität und die Körperlichkeit der Bilder? Wo liegen Grenzen der Erforschbarkeit dieser komplexen Ereignisse?
Während im ersten Workshop (im Mai 2022 an der Universität Passau) der Begriff der Bilderfahrung im Mittelpunkt stand, um Bilder als elementaren Teil eines responsiven Geschehens zu verstehen, geht es im zweiten Workshop zu Bildperformanzen darum, das Blickgeschehen noch stärker von spezifischen Bildaspekten aus zu denken, wie beispielsweise die Gravität, Taktilität, die Anziehungskraft und Ambiguität
Tag # 1
Donnerstag, den 20. April 2023
öffentlich
16.00 – 16.30 Uhr: Begrüßung und Einleitung
Prof. Dr. Alice Lagaay (Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg), Dr. Katja Böhme und Prof. Dr. Andrea Sabisch (beide Universität Hamburg)
16:30 – 18:00 Uhr: Prof. Dr. Manuel Zahn (Universität zu Köln)
Filmische Performanzen. Materialität – Bildlichkeit – Körperlichkeit
Ab ca. 18:00 Uhr: Gemeinsames Abendessen
Tag # 2
Freitag, den 21. April 2023
öffentlich
09.00 – 10:30 Uhr: Prof. Dr. Andrea Sabisch (Universität Hamburg):
Responsive Verbildlichungen
10.30 – 11.00 Uhr: Kaffeepause
11.00 – 12.30 Uhr: Dr. Volkmar Mühleis (LUCA School of Arts, Brüssel):
Responsive Raumbildung
12.30 – 14:00 Uhr: Mittagspause
14:00 – 15:30 Uhr: Dr. Katja Böhme (Universität Hamburg):
Skulptur als Bild
15.30 – 15.45 Uhr: Kaffeepause
15.45 – 17:15 Uhr: PD Dr. Jörg Sternagel (Universität Passau):
Interdependenzen in der postdigitalen Lebenswelt? Anmerkungen zu Judith Butlers pandemischer Phänomenologie
17:15 – 17:45 Uhr: Pause
17:45 – 18:45 Uhr: Prof. Dr. Eva Koethen (Abendvortrag)
Reflexionen zur künstlerischen Montage und zum Zusammenhang mit Bildperformanzen
Tag # 3
Samstag, den 22. April 2023
nicht öffentlich
mit den Gästen Prof. Dr. Manuel Zahn und Prof. Dr. Eva Koethen
10.00 – 12.00 Uhr: Diskussion über Bildperformanz als theoretischer und empirischer Begriff
12:00 – 12:30 Uhr: Ausblick
Anmeldungen bitte an andrea.sabisch@uni-hamburg.de
Tagungsgebühren Studierende 15 €, ansonsten 30 €.