Studien

Fallstudie I

Andrea Sabisch: Fallstudie I widmet sich dem Zusammenhang von Sehen und Bilden als emergentem Geschehen des Um- und Neubildens, das sich insbesondere zwischen Bildern ereignet. Anhand unterschiedlicher serieller Bildformen zeitgenössischer Kunst werden Montagepraktiken in der Rezeption von Studierenden der bildenden Kunst auf Lehramt und der Erziehungswissenschaften an der UHH experimentell untersucht. Dabei antworten die Betrachter:innen in Bezug auf die imaginierten visuellen Anschlüsse, Brüche, Übergänge und Sprünge leiblich, mündlich, darstellerisch. Die so entstehenden Bildungen werden als generative Prozesse einer bildlichen Konstituierung, Konstellierung und Kombinierung aufgefasst und hinsichtlich einer kreativen Dimension der Sinn- und Ordnungsbildung befragt.

Fallstudie II

Volkmar Mühleis: Fallstudie II widmet sich der Responsivität aus einer gestaltungspraktischen Perspektive. Sie untersucht grundlegende Weisen der Orientierungsfindung im Visuellen (bildlich wie räumlich) zum Phänomen der ›umgekehrten Perspektive‹ in medialen Konstellationen, wie etwa immobilen und beweglichen Bildern bzw. Seherfahrungen ermöglichenden, architektonischen Entwürfen und Umsetzungen sowie Beispielen aus den bildenden Künsten. Diese Studie verbindet allgemeine, konzeptuelle Überlegungen zur Forschungsfrage mit Fallstudien von ›Research by Design‹, in Zusammenarbeit in Forschung und Lehre von Mühleis und dem Architekten Wim Goes (University of Leuven).

Fallstudie III

Katja Böhme: Die Fallstudie III beforscht die medienästhetischen Dimensionen responsiver Bilderfahrungen. Es werden medienspezifische Verknüpfungen und Montagepraktiken untersucht, die sich in zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten im Übergang von Skulptur zu visueller Repräsentation, von Ausstellungsraum zu Bildraum, von Taktilem zu Virtuellem ergeben. Die ›Inter-Views‹ zu zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten finden mit Studierenden des Kunstlehramts der Universität Hamburg statt.

Fallstudie IV

Jörg Sternagel: Ethisches Sehen. Transformative Erfahrungen von Krankheit und Pandemie (AT)
Die Studie beschäftigt sich mit einer Phänomenologie chronischer Krankheit, von der aus eine Phänomenologie der gegenwärtigen Corona Pandemie entwickelt wird. Im Zentrum beider stehen leibliche Erfahrungen als transformative Erfahrungen, die Wahrnehmung und Sicht auf die Lebenswelt umgestalten. Um diese zu thematisieren, werden Pathographien behandelt, die Erfahrungen aufschreiben, lesbar, übersetzbar und nachvollziehbar machen, wie gleichsam Bilderfahrungen, die ein anderes Sehen ermöglichen: ein ethisches Sehen, das sich selbst immer wieder von sich beanspruchen lässt, sich überprüft, an sich selbst zweifelt, sich revidiert und sich verändert, ohne sich auf eine Bedeutung, eine Sehart, eine Interpretation und damit auf eine Identität oder Ordnung festzulegen, was auch heisst, sich für Andere(s) zu öffnen und sich um Andere(s) zu sorgen.

Anthologie: Bilder im Entstehen. Visualität und Responsivität.

Herausgegeben von Katja Böhme, Volkmar Mühleis, Andrea Sabisch und Jörg Sternagel. Hamburg: Textem Verlag, Schriftenreihe Reihe ›Visuelle Bildung‹, Band 5, 2025.
Der Band versammelt grundlegende Beiträge zur Erschließung bildspezifischer Responsivität für die erziehungs- und medienwissenschaftliche Theoriebildung im Kontext visueller Bildung und begreift Bilder als dynamische Zwischeninstanzen, die Bildungs- und Erfahrungsprozesse motivieren, formieren und umwandeln können. Er zielt auf die exemplarische wie systematische Erforschung von medienspezifischen Eigenlogiken des Visuellen in Relation zu Subjektivierungs- und Sozialisationsprozessen.

Mit Beiträgen von Thomas Bedorf, Ursula Frohne, Selin Gerlek, Petja Ivanova, Eva Koethen, Alice Lagaay, Dieter Mersch, Käte Meyer-Drawe, Mirjam Schaub, Bernhard Waldenfels und Manuel Zahn.

Andrea Sabisch